Mittwoch, 17. Dezember 2014

100 (und ein paar) Tage


Jetzt sind es also schon 100 Tage. 103 um genau zu sein. Die Zeit vergeht so unglaublich schnell und ich will mir gar nicht vorstellen, dass 1/3 meines Auslandsjahres jetzt schon vorbei ist.

Mir ist in letzter Zeit bewusst geworden, wie sehr ich die Türkei liebe. Das Land, die Kultur und die Menschen. Ich kann gar nicht beschreiben, was für ein Gefühl das ist, wenn ich durch die Straßen laufe, um mich herum unzählige Menschen, mich mit meiner anne unterhalte, die mir inzwischen so fast genauso viel bedeutet wie meine eigene Mutter und ich plötzlich weiß: Hier gehöre ich hin.

I fell in love with Türkiye the way you fall asleep; slowly and then all at once.

Ich habe bemerkt, dass ich mich immer weniger bei den Leuten in Deutschland melde. Blogposts kommen eher selten (dieser hier hatte eigentlich auch schon am Sonntag gepostet werden sollen), Emails habe ich schon ewig nicht mehr geschrieben und Postkarten liegen unbeschrieben auf meinem Schreibtisch. Neulich meinte jemand zu mir: "Ich denke mal, dir geht's sehr gut, weil du nicht viel schreibst und so." (Ach übrigens, ich weiß, dass du das liest. Ich hab dich ganz dolle lieb)
Ja, mir geht es sehr gut. Mehr als das sogar. Ich bin einfach unglaublich glücklich. Meine Gastfamilie ist mir inzwischen genauso wichtig wie meine Familie in Deutschland. Ich weiß, ich bin erst drei Monate hier und vielleicht denkt ihr, ich übertreibe. Aber ich weiß selbst nicht, woran das liegt. Eigentlich kann man in so kurzer Zeit doch gar nicht ein Land und Menschen so liebgewinnen. Und doch will ich hier gar nicht mehr weg.

So, genug jetzt mit der Gefühlsduselei. Den ein oder anderen interessiert es vielleicht, was ich in letzter Zeit so angestellt hab. Mein Alltag ist immer noch nicht so wirklich spannend. In der Schule verstehe ich wie bisher so gut wie gar nichts, also lerne ich Türkisch oder lese. Nach der Schule bin ich meistens nur zu Hause und verbringe meine Zeit mit Fernsehen oder Gitarre spielen. Manchmal treffe ich mich auch mit Freunden aber weil Özge, mit der ich mich am besten verstehe, jetzt wirklich jeden Tag in die Dershane zum zusätzlichen Unterricht gehen muss, unternehmen wir eher was am Wochenende zusammen. Letzten Freitag haben wir es aber endlich geschafft, schwimmen zu gehen! Das war das erste Mal, das ich so richtig Sport gemacht habe.. :D 
Manchmal treffe ich mich auch mit den anderen Austauschschülern, aber eher selten. Dafür waren wir gestern in Konya, einer Stadt südwestlich von Adana. Dazu kommt aber demnächst nochmal ein Post mit Fotos.

Von der Vorweihnachtszeit bekomme ich auch nicht so wirklich wa mit. Aber immerhin haben wir unseren Weihnachtsbaum aufgestellt! Ist aber leider nur ein künstlicher und ich war auch etwas verwirrt, als meine Gastschwester so einzelne Zweige aus einem Karton holte, die wir dann erstmal nach Nummern sortieren mussten. Dafür sah er nach dem Schmücken aber wirklich schön aus, finde ich.


Und weil ich schon so ewig nicht mehr gepostet habe, kommen hier jetzt noch ein paar Bilder aus den letzten Wochen:



Meine Klasse 

Ich hoffe, alle in Deutschland sind jetzt schön neidisch. Wir haben hier fast immer Sonnenschein und sogar noch so um die 20°C.

Selfieeee-Time



AFS-Treffen




Ein Mädchen aus meiner Klasse hatte Geburtstag und da gab es natürlich auch Kuchen. Und der macht sich natürlich besonders gut im Gesicht :D

Mehr Fotos gibt es erstmal nicht. Ich habe inzwischen zwar schon über 1000 Bilder auf meinem Handy, aber die sind größtenteils entweder nur vom Essen oder superpeinlich Selfies. Aber ich versuche, mich hier demnächst mal wieder öfter zu melden. Ich habe neulich nämlich gemerkt, wie lange ich schon nichts mehr gepostet habe, als ich meine Schwester ganz erstaunt meinte: "Ach, deinen Blog? Den gibt's noch?" Aber du Pupsnase liest meine Posts ja eh nie.

Also bis irgendwann dann mal! ♥






Sonntag, 2. November 2014

Extended Camp - İzmir

Günaydın!

Vor ungefähr einer Woche bin ich nach Izmir geflogen und hatte dort mit (fast) allen anderen Austauschschülern das zweite Camp. 
Bevor wir ins Hotel gefahren sind, haben wir Efes, bzw. Ephesos besichtigt. Das ist eine der ältesten und größten antiken Städte Kleinasiens. Dort befindet sich auch eines der Sieben Weltwunder, nämlich der Tempel der Artemis.









Unser Hotel lag zwar direkt am Meer, aber zum Schwimmen war es leider viel zu kalt. Wir hatten meistens so um die 15°C (10 Grad weniger als in Adana!) und es hat fast immer geregnet.



Wie immer hatten wir mehrere Sessions am Tag und haben über unser bisheriges Auslansjahr gesprochen, über Familien und Freunde, Probleme, Erlebnisse und so weiter. 
Wir haben uns alle super verstanden und die Stimmung war irgendwie viel besser als im ersten Camp, was einfach daran lag, dass wir uns jetzt ja schon ein bisschen besser kennen. Auf jeden Fall hatten wie viel Spaß und ich war irgendwie auch traurig, als wir uns am Sonntag am Flughafen verabschieden mussten.










Viel mehr gibts es über das Camp eigentlich gar nicht zu erzählen. Aber demnächst kommt - sollte ich nicht zu faul sein - mal wieder ein Post über alles, was in letzter Zeit so passiert ist und mit ganz vielen Bildern. Ich bin jetzt schon fast zwei Monate hier, die Zeit vergeht so schnell!

Ich drück euch alle ganz doll! Liebe Grüße aus dem immer noch sonnigen und warmen Adana ♥



Samstag, 11. Oktober 2014

Kurban Bayramı

Ich würde euch ja an dieser Stelle "İyi Bayramlar!" wünschen, aber da Bayram schon eine Woche her ist, passt das nicht so ganz. Vielleicht interessiert es ja doch den ein oder anderen, wie mein erstes traditionelles Fest hier so abgelaufen ist.
Erstmal für alle, die so gar keinen Plan haben, wovon ich eigentlich rede: Bayram ist die türkische Bezeichnung für alle Feiertage allgemein. Da gibt es zum Beispiel den Fastenmonat Ramazan, auf den das Fest des Fastenbrechens "Ramazan Bayramı" (auch Zuckerfest genannt) folgt. Siebzig Tage später wird dann "Kurban Bayramı" gefeiert, das als höchstes islamisches Fest gilt. Mit diesem Fest wollen die Muslime an eine Stelle im Koran erinnern, die fast genauso auch in der Bibel vorkommt. Abrahams Glaube wird von Gott auf die Probe gestellt, indem dieser ihn auffordert, seinen Sohn Ismael zu opfern.Anstatt seines Sohnes opferte Abraham dann allerdings einen Widder. Eine feste Tradition ist es daher, an diesem Fest ebenfalls ein Opfertier zu schlachten, meistens Schafe, Ziegen oder Kühe.

Da das Fest vier Tage dauert, hatten wir von Freitag bis Dienstag schulfrei. Freitagabend habe ich einen kleinen Schock bekommen, als ich in unseren Garten schaute und dort zwei Ziegen standen, die am nächsten Tag geschlachtet werden sollten. Mir war ja klar, was Bayram ist, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass meine Familie selber Tiere schlachtet! 
Am nächsten Morgen, dem ersten Tag des Festes, haben meine Schwester und ich das Frühstück vorbereitet, während der Rest meiner Familie schon draußen im Garten beschäftigt war. Nachdem wir gegessen hatten, ging es dann ans Schlachten. Ich wurde rücksichtsvoll von meiner Schwester auf mein Zimmer geschickt, wofür ich ihr wirklich sehr dankbar war.
Meine Eltern und meine anne anne haben den Tag dann damit verbracht, die Tiere zu zerlegen und zu verarbeiten. Ich bin ja Vegetarierin und habe deswegen Reis mit Gemüse zu essen bekommen, während es für alle anderen Kebap gab.

An Bayram ist es auch Tradition, Verwandte und Familienmitglieder zu besuchen. Dort trinkt man dann Çay und isst Süßigkeiten. Älteren Leuten wünscht man nicht nur "Iyi Bayramlar", sondern küsst auch noch ihre Hand und führt diese dann kurz zur Stirn. Daraufhin bekommt man dann manchmal sogar Geld geschenkt.

Viele Bilder habe ich nicht, nur ein Foto von meiner Anne, wie sie in der Küche sitzt und das Fleisch kleinschneidet/-hackt. Ich habs extra klein gemacht, wer sich das ansehen möchte, kann ja draufklicken.

Hoşça kalın und bis bald! 



Sonntag, 5. Oktober 2014

Home is where your heart is♥

Ich bin jetzt genau einen Monat hier. 30 Tage sind vorbeigegangen, ohne dass ich es wirklich bemerkt habe. Und auch wenn ich natürlich schon mal Heimweh hatte, bin ich unglaublich froh, hier zu sein. 

Es sind die kleinen Momente, die das Leben hier so schön machen. Wenn ich mit meiner Gastschwester so dolle lachen muss, dass uns Tränen in die Augen treten; wenn meine Anne mich immer wieder umarmt und mir Küsschen auf die Wange drückt; wenn Ipek und ich laut loskreischen, weil in unserem Wohnzimmer ein riesen Salamander an der Decke ist; wenn meine Klassenkameraden uns als Freunde bezeichnen; wenn meine Anne anne (Oma) einen Arm um mich legt und "benim kızım" (=mein Kind) zu mir sagt; wenn ich abends mit Ipek kitschige Fernsehsendungen schaue und wir uns beide wie verrückt freuen, wenn sich die Richtigen finden; wenn ich von Mädchen aus meiner Klasse als "çok tatlı" (=sehr niedlich) bezeichnet werde; wenn meine Anne sagt, dass ich jetzt genauso ihre Tochter bin wie Ipek; wenn alle klatschen, nur weil ich was auf Türkisch gesagt habe; wenn ich Arm in Arm mit meinen Freundeninnen über den Schulhof laufe und so weiter. 

Mein Auslandsjahr ist einerseits wunderbar und eine der besten Sachen, die mir passiert sind und andererseits doch nichts Besonderes. Ich habe hier meinen Alltag gefunden, der nicht immer spannend ist. Ich sitze auch mal gelangweilt zu Hause und schaue Serien auf meinem Laptop. Aber genau das ist das Tolle. Zu Hause. Ich habe das Gefühl, dass ich hier einfach hingehöre. Das ist meine Familie, mein zuhause, mein neues Leben. Ich bin angekommen. Und unglaublich glücklich. 

Hier gibt's nochmal ein paar Bilder aus der letzten Zeit. Viele sind es nicht, da ich in den letzten Posts ja schon immer tausend Selfies hochgeladen habe und sowieso immer ganz viel auf Whatsapp rumschicke. Naja, und manche Bilder . . . die sind so peinlich, dass ich sie lieber für mich behalte.


 Hier wohne ich jetzt. Nix Großstadt.

Wir haben sogar Hühner. Und einen kleinen knuffigen Hund.

Das ist sie, meine Anne. Niedlich, oder?



 Das war auf einer der Familienfeiern. Warum genau die beiden so angezogen sind, weiß ich nicht, das ist irgendso eine Hochzeitstradition. Ich fand das aber so süß, dass ich unbedingt ein Foto mit ihnen haben wollte :D

Mit Freunden meiner Gastschwester in einem Café.



Letztes Wochenende war ich mit zwei Freunden in einem Shoppingcenter zum Bowlen. Ich hab sogar gewonnen, obwohl ich das eigentlich so gar nicht kann :D


 Selbst dreimal buchstabieren hat nicht geholfen. Naja, bin ich jetzt halt die Stiffi. Meine anne nennt mich Stef und eine Oma hat neulich beschlossen, mich einfach Elif zu nennen, weil sie meinen Namen nicht aussprechen kann.




Das ist die Sabanci-Moschee, die Größte der Türkei.


Nachdem es neulich mal ziemlich dolle gewittert hat, war der Strom auf einmal weg. Das gehört jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingserlebnissen, war aber irgendwie doch ganz witzig.


 Das ist eins der weniger schönen Fotos. Gehört aber auch zu einem schönen Moment. Neulich hat für ein paar Tage eine Freundin (die ganz rechts) meiner Schwester hier gewohnt und an einem Abend saßen wir bei mir im Zimmer, haben Weintrauben gegessen, Selfies gemacht, über alles möglich und Jungs geredet und vor allem viel gelacht.

Vor ein paar Tagen haben waren Ipek, eine Freundin von ihr und ich bei einem Konzert, dass auf dem Uni-Campus stattfand. Wir hatten aber leider keine Tickets, also saßen wir halt auf dem Rasen und haben uns das ganze so angeschaut.

Zu diesem Bild gehört auch einer dieser kleinen Momente. Vorgestern hatte meine Schwester in Deutschland Geburtstag. Als ich meiner Anne davon erzählt habe, bestand sie darauf, dass ich einen Kuchen backe. Dekoriert habe ich den Kuchen übrigens auf ihre Anweisung so, meine Idee war der Schriftzug aus Granatapfelkernen und das Gesicht nicht :D Abends haben meine Familie hier und ich dann mit Hannah geskypet und sie musste die Kerzen "auspusten". Obwohl hier fast niemand Deutsch kann, haben alle ganz lieb gratuliert und meine kleine Schwester hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd :-)

Da ist das Viech. Wir haben uns so erschrocken. Und bevor mein baba es wegmachn konnte, ist es schon in irgendeiner Ecke verschwunden. Vielleicht hätten wir nicht so loskreischen sollen . . 


Neulich waren wir mit der ganzen Familie Kebap essen. Eigentlich bin ich ja Vegetarierin aber ich kann diese Stadt ja nicht mein zuhause nennen, ohne je Adana Kebap probiert zu haben. Foto kommt noch, dazu gibt's irgendwann mal einen Extra-Post.

Abends sitze ich oft mit meiner Anne und meiner Anne anne in der Küche und helfe beim Kochen. Hier waren auch Ipek und ihr Cousin dabei.



Selfie-Time! Mit Ipek und meinem Baba :-)



 Hier nochmal ein Familien-Foto.

Die beiden Jungs sind Cousins von Ipek. Ich bin hier manchmal mit den ganzen Familienmitgliedern überfordert (in Deutschland habe ich nur einen einzigen Cousin) und Namen kann ich mir sowieso fast nie merken :D






 Wir waren heute in einem Café mit Freunden und haben das schöne Wetter genossen. 26°C und Sonnenschein :-)




Zum Abschied noch ein wunderbares Quatsch-Foto.

Ganz liebe Grüße an alle, die jetzt gerade in Deutschland sitzen und das hier lesen! Ich vermiss euch♥